7. Schritt:
Wie Kokons der Mauerbiene entnehmen?
Das Herzstück der Mauerbienenvermehrung ist die Entnahme der Wildbienenkokons. Menschen, die zum ersten Mal eine Nisthilfe öffnen berichten mir immer wieder schockiert, dass sie in den Brutgängen mehr Schädlinge als Kokons gefunden haben. Darum ist diese Arbeit im Herbst so wichtig.
Alles Wissenswerte, vom Zeitpunkt bis zur Videoanleitung, findest du auf dieser Seite.
Muss ich die Wildbienenkokons entnehmen?
Nein, es ist nicht zwingend notwendig die Kokons aus den Nisthilfen zu entnehmen. Allerdings gibt es mehrere Argumente dafür. Ich möchte hier nur einige nennen: Hauptsächlich kann durch die Entnahme der Kokons der Schädlingsdruck enorm gesenkt werden. Außerdem lassen sich die Kokons gesäubert gut im Kühlschrank überwintern. Das ermöglicht eine gezielte Ausbringung und Bestäubung zur Obstblüte.
Nicht zuletzt werden dabei gleich die Nistgänge gereinigt und stehen so den Mauerbienen im nächsten Frühjahr wieder zur Verfügung. Wenn es sowieso genug Wohnraum gibt und eine Vermehrung der Wildbienen nicht so wichtig ist, kann ich mir auch vorstellen, dass eine Entnahme und Reinigung alle zwei Jahre möglich ist.
Bei geringem Schädlingsbefall oder aus Experimentierfreude kannst du es ausprobieren. Der Nistblock sollte dann trocken untergestellt werden. Achte darauf, dass dieser vor Mäusen und Vögeln geschützt ist. Im Frühjahr kommt der Nistblock dann an den Aufstellungsort und die Bienen und Schädlinge schlüpfen von alleine. Mir wäre es zu riskant, aber wenn du damit Erfahrungen gemacht hast, freue ich mich über einen Bericht.
Wann ist der richtige Zeitpunkt zur Entnahme der Kokons?
Die Kokons der Roten und Gehörnten Mauerbiene können nach dem Ende ihrer Entwicklung von Mitte September an entnommen werden. Da einige Parasiten mit mehr Zeit auch mehr Unheil in den Nisthilfen anrichten, lohnt es sich die Arbeit zeitnah zu erledigen.
Besonders der Kugelkäfer kann in seinem Entwicklungsprozess Löcher in die MDF Platten bohren, die einen nachhaltigen Schaden verursachen. Die Larve des Gemeinen Bienenkäfers hat einen großen Appetit und kann mit der Zeit alle Bienen in einem Brutgang auffressen.
Außerdem vermute ich, dass es besser ist die Mauerbienen vor, beziehungsweise am Anfang der eigentlichen Winterruhe zu stören und nicht mittendrin zu einem späteren Zeitpunkt.
Zu früh dürfen die Kokons aber auch nicht entnommen werden, weil dann die letzten Bienen noch nicht fertig entwickelt wären und damit auch empfindlicher auf Störungen reagieren würden.
Welche Werkzeuge werden benötigt?
Grundlage ist ein stabiler Arbeitsplatz. Die Entnahme der Bienenkokons kannst du mit haushaltsüblicher Ausstattung bewerkstelligen.
- Spachtel bieten sich an, um die Platten auseinander zu hebeln und die glatte Unterseiten sauber zu kratzen.
- Schraubenzieher, Teelöffel, Briefmarkenpinzette oder zurechtgebogene Metallplatten können genutzt werden, um die Kokons aus den Nistgängen zu heben und diese sauber zu kratzen.
- Handfeger zum Abfegen der Brettchen
- Gefäße für die Kokons
Wie Vermehrung und Schädlingsbefall dokumentieren?
Besondere Auffälligkeiten in einem Mauerbienenjahr solltest du dir unbedingt aufschreiben. Es lohnt sich den Blühbeginn, Zeitpunkt der Kokonausbringung und Entnahme der Kokons zu dokumentieren.
Grob solltest du festhalten, ob es bestimmte Schädlinge in einem Jahr besonders häufig gab. Wenn ich so etwas beobachte, achte ich im nächsten Jahr darauf und versuche etwas anders zu machen um die Situation zu verbessern.
Wer experimentiert und verschiedene Nisthilfen oder Standorte ausprobiert, will diese vielleicht vergleichen. Dann kannst du etwas genauer ermitteln, wie viele Kokons sind männlich, wie viele weiblich, wie viele Maden der Taufliege etc. gibt es. Ziel ist dabei neue Phänomene zu erkennen und daraus Rückschlüsse zu ziehen oder etwas zu lernen.
Eine Übersicht über die Schädlinge und ihr Schadbild findest Du unter Schritt 6.
Anleitung Kokons entnehmen
In dieser Anleitung beziehe ich mich auf die Mauerbienenvermehrung in Nistbrettern. Schilf, Pappröhren und Wildbienenhotels benötigen ein anderes Vorgehen.
Die Nistbretter sind normalerweise mit einem Spanngurt oder ähnlichem zu einem Nistblock zusammengeschnürt. Dieser muss zuerst gelöst werden. Bedenke dabei vorsichtig zu sein, da der Gurt möglicherweise unter Spannung steht.
Anschließend kannst du die Nistbretter einfach nach und nach abnehmen. In seltenen Fällen haben die Mauerbienen die Brettchen mal richtig fest verklebt. Dann bietet es sich an mit einem Spachtel oder ähnlichem zwischen zwei Bretter zu fahren und diese vorsichtig auseinander zu hebeln.
Der Mauerbienenkokon liegt immer auf einem Bett aus kleinen trockenen Kotklümpchen aus der Zeit des Madendaseins. Das ist sehr praktisch für die Entnahme. Du kannst einfach mit einem schmalen Gegenstand unter den Kokon fahren und ihn nach oben raushebeln.
Probiere einfach verschiedene Werkzeuge aus. Vieles ist möglich: Die Rückseite eines Teelöffels, ein flacher Schraubenzieher oder ein geschnitztes Stück Holz zum Beispiel.
Besonders die Kokons der Rostroten Mauerbiene sind sehr stabil. Etwas schwieriger ist es bei der Gehörnten Mauerbiene, da die Kokons tendenziell größer sind, eine weichere Hülle haben und im schlechtesten Fall etwas mit der MDF Wand verkleben. Mit der Zeit bekommst du aber auch dafür ein Gefühl.
Stabile Lehmwände können zum Problem werden, wenn du dadurch nicht unter die Kokons kommst, sondern diese nur mit der Zellwand zusammenschiebst. Die empfindlichere Gehörnte Mauerbiene baut leider auch noch stabilere Wände. Die Lösung dafür: Mit einem dünnen Messer oder ähnlichem einmal links und rechts an der Nistgangwand endlangfahren. Dadurch brechen die Trennstrukturen auf und können die Kokons weniger verletzen.
Da Mauerbienen Pollen sammeln und es normalerweise einige Pollenreste gibt, sollten Allergiker vorsichtig sein. Auch insgesamt kann die Arbeit stauben, sodass es sich anbietet diese draußen zu machen.
Trotz aller Bemühungen wird es am Ende auch ein paar eingedellte Kokons geben, aber das ist kein Problem. In den allermeisten Fällen wird die Biene im nächsten Jahr trotzdem quietschfidel und unbeschadet schlüpfen.
Direkt bei der Entnahme lohnt es sich schon grob Kokons und Schädlinge voneinander zu trennen. Für ein gezieltes Ausbringen im Frühjahr sollten auch die beiden Mauerbienenarten mit unterschiedlichem Schlupfzeitpunkt getrennt werden. Wie es mit den Kokons nun weitergeht steht in Schritt 8 und wie ich die Nisthilfen reinige, findest du unter Schritt 9.
Einleitung Video Kokonentnahme
Im Rosental in Österreich haben Familie Kainz und weitere tolle Menschen einen Verein namens Wildbienengarten ins Leben gerufen. Das Konzept ist, dass jedes Mitglied einen Mauerbienennistblock für seinen Garten bekommt und von anderen Mitgliedern ein paar Mauerbienenkokons zum Start.
Das Besondere dabei ist die entstehende Gemeinschaft und die Aufmerksamkeit die dadurch in der Region für die Belange der Wildbienen entsteht. Außerdem gibt es jährlich im Herbst ein Wildbienenfest. Bei diesem werden gemeinsam und für die Neulinge unter professioneller Anleitung die Kokons entnommen sowie die Nisthilfen gereinigt. Auch die Lagerung von Kokons und Nisthilfen erfolgt professionell und gemeinschaftlich.
Auf ihrem YouTube Kanal kannst Du mehr erfahren. Die Anleitung zur Entnahme von Mauerbienenkokons habe ich hier mit ihrer Genehmigung eingebettet. Die Schritte 8 und 9 auf dieser Webseite werden schon kurz mit angeschnitten, aber ein Weiterlesen lohnt sich trotzdem.
Fazit zur Entnahme der Kokons
Meiner Meinung nach gibt es gute Gründe dafür die Mauerbienenkokons im Herbst aus den Nisthilfen zu entnehmen.
Die Schädlinge werden enorm reduziert und die gesunden Kokons bilden die Grundlage für eine gute Mauerbienenhaltung im neuen Jahr.
Durch die Entnahme bleiben keine verstopften Gänge, die das Angebot an Wohnraum verknappen. Ich denke es erschließt sich außerdem, dass verstopfte und verschimmelte Nistgänge die Lebenszeit der Nisthilfe unnötig verkürzen.
Falls du noch Fragen hast, stelle sie gerne im Forum. Hast du andere Erfahrungen gemacht? Dann Schreib mir.
8. Wie Kokons reinigen?
In jedem Kokon ruht schon eine vollständig entwickelte kleine Mauerbiene. Ihr Kreislauf ist runtergefahren und sie wartet darauf, endlich im Frühjahr zu schlüpfen. Dementsprechend vorsichtig sollten die Kokons behandelt werden, denn sie sind der Grundstock für eine erfolgreiche Mauerbienenhaltung im neuen Jahr. Wie die Überwinterung gelingt und wann es sich lohnt die Kokons vorher zu waschen beschreibe ich hier.
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