Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis, alt Osmia rufa)
Steckbrief Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis)
Der Name der Rostroten Mauerbiene leitet sich von ihrem Aussehen ab. „Rufa“ steht im lateinischen für „rostrot“ (Osmia rufa). Osmia bezeichnet dabei die Gattung. Umgangssprachlich und im englischen wird die Art verkürzt auch als Rote Mauerbiene (Red Mason Bee) bezeichnet, was aber optisch falsch ist.
Bei der ersten Artbeschreibung von Linnaeus wurden die Weibchen „Osmia bicornis“ genannt. Der Name bedeutet auf lateinisch „zweihörnig“, was sich auf die zwei kleinen Hörner auf dem Kopfschild bezieht. Die Männchen wurden als eigene Art eingestuft und „Osmia rufa“ getauft. Nach der Feststellung des Fehlers, gilt jetzt ersterer Name offiziell für Männchen und Weibchen dieser Wildbienenart. Dies hindert uns aber nicht daran, sie im deutschen weiter als Rostrote Mauerbiene zu bezeichnen.
Das Aussehen der männlichen und weiblichen Mauerbienen unterscheidet sich. Die Männchen sind 8-10 mm groß, haben eine auffällige weiße Behaarung auf dem Kopfschild sowie einen dünneren und weniger behaarten Hinterleib.
Die Weibchen (siehe Titelfoto) sind mit 10-13 mm deutlich größer, haben die beiden namensgebenden kleinen Hörnchen auf dem Kopfschild und einen stärker behaarten Hinterleib. Die Haare am Kopf sind dabei schwarz, am Mittelteil eher gräulich und an den Hinterleibssegmenten rostrot, beziehungsweise eher bräunlich und gelblich variierend. Das Aussehen ähnelt daher entfernt dem von Honigbienen.
Ihre Anpassungsfähigkeit ermöglicht der Rostroten Mauerbiene eine Verbreitung in weiten Teilen Europas und Nordafrikas. Sie ist in fast allen strukturreichen Lebensräumen anzutreffen. Als Kulturfolgerin fühlt sie sich in Gärten und im Siedlungsbereich besonders wohl und zählt damit in Deutschland zu den häufigsten Arten.
Lebensweise der Rostroten Mauerbiene
Die Männchen der Rostroten Mauerbiene schlüpfen nach der Überwinterung ab Anfang April. Danach warten sie auf die wenige Tage später schlüpfenden Weibchen. Je nach Mikroklima, kann der Schlupfzeitpunkt variieren. Die Paarung findet meist direkt nach dem Schlupf statt.
Nach der Paarung beginnt das Weibchen mit der Nistplatzsuche. Mauerbienen weisen dabei eine unglaubliche Flexibilität auf. Die Devise heißt: Hauptsache Hohlraum. Von hohlen Pflanzenstängeln über alte Nistgänge anderer Wildbienenarten bis hin zu Wasserschläuchen und andere Löchern an Haus und Hof ist alles möglich.
Für die Brutzellen sammeln Mauerbienen beim Blütenbesuch in ihrer Behaarung hängenbleibenden Pollen am „Bauch“. Auf den eingebrachten Pollenberg, die Proviantbeigabe wird ein etwa 2 mm großes Ei in Form eines Stiftes gesetzt. Die fertige Zelle wird mit mühsam herbeigeschaffter Erde zugemauert. Lehm und feiner Boden wird dabei bevorzugt verwendet.
Im hinteren Teil eines Nistgangs legt das Weibchen größere Zellen mit befruchteten Eiern an, aus denen wieder Weibchen werden. Im vorderen Teil sind die Zellen kleiner und mit unbefruchteten Eiern für Männchen belegt. Die vorderste Zelle wird zur Täuschung von Nesträubern leer gelassen und ihre beiden Wände werden in doppelter Stärke gemauert. Unter optimalen Bedingungen kann an einem Tag eine vollständige Brutzelle angelegt werden. Die unermüdliche Arbeit führt zu einer Lebensdauer (außerhalb des Kokons) der Rostroten Mauerbienenweibchen von nur vier bis sechs Wochen.
Nach wenigen Tagen schlüpft aus dem Ei eine Larve, welche in den kommenden 3-4 Wochen den Pollen-Nektar-Vorrat, die Proviantbeigabe, der Zelle auffrisst und sich dabei mehrmals häutet. Anschließend spinnt die Bienenlarve ihren Kokon. In diesem verpuppt sie sich und schlüpft bereits nach etwa einem Monat im Kokon, sodass von außen dies unbemerkt bleibt.
Bereits ab Herbst ruht also die „fertige“ Biene (Imago) schon in ihrem Kokon, um nach dem Winter direkt zu schlüpfen. Dann beginnt der Lebenszyklus von vorne.
Können Mauerbienen stechen?
Die männlichen Bienen haben generell keinen Stachel. Die weiblichen Mauerbienen haben einen Stachel, der aber angeblich schwach ist. Außerdem sind bei Mauerbienen keine allergischen Reaktionen bekannt, wie es sie bei Honigbienen- und Wespenstichen gibt. Für Menschen sind diese Insekten daher völlig ungefährlich. Ein Stich durch Mauerbienen ist extrem selten.
Warum stechen Mauerbienen nicht?
Als Solitärbiene ist die Rostrote Mauerbiene äußerst friedfertig. Sie hat keinen Staat mit Königin, Honigvorrat und Brut für den sie sich opfern könnte um das Bienenvolk zu retten. Sollte sie kämpfen und stechen würde sie wahrscheinlich sterben und könnte sich so nicht mehr fortpflanzen. Das hat die aggressiven Individuen wohl evolutionär aussortiert. Dieser biologische Mechanismus gilt wahrscheinlich auch für alle anderen solitär lebenden Wildbienenarten.
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