5. Schritt:
Wann schlüpfen Mauerbienen?
Endlich ist es so weit: Der Frühling kommt. Die Sonne öffnet die ersten Knospen und regt mit ihrer Wärme die Wildbienen zum Schlüpfen an. Für mich stellt sich nun die Frage: Wann und wie setze ich meine Roten und Gehörnten Mauerbienen aus?
Alles Wichtige zu diesem Thema erfährst du in diesem Ratgeber inklusive 5 Tipps für den optimalen Schlupf. Außerdem gehe ich darauf ein, wie du mit gekauften und per Post gelieferten Kokons umgehen solltest.
Mauerbienen gekauft und per Post bekommen - was dann?
Normalerweise werden Mauerbienen als Kokons im Frühjahr verkauft und versendet. Einige Anbieter offerieren unabhängig von Bestellvorgang sogar einen Versand zum Wunschtermin.
Je näher der Transport zeitlich zum natürlich Schlupfbeginn ist, umso wahrscheinlicher wird es, dass die ersten Männchen schon unterwegs schlüpfen. Abhängig vom Versandzeitpunkt sollten demnach die Kokons unterschiedlich behandelt und gelagert werden.
Nach dem Empfang der Mauerbienen kannst du den Brief behutsam öffnen und die Box mit den Kokons nah ans Ohr halten. Hörst du dabei ein leises Knirschen, sind die Mauerbienen schon dabei die Kokons aufzubeißen und zu schlüpfen. Um Verpackung zu sparen und die Umwelt zu schützen kann die Kokonbox auch gleichzeitig die Versandbox sein.
Mit oder ohne Knirschen sollte der Brief in jedem Fall erst mal in den Kühlschrank. Auch bei einem vorsichtigen Transport werden die Kokons oder Bienen durchgeschüttelt und womöglich warm gelagert. Das sorgt für einen erhöhten Puls und Aufregung.
Durch die Kälte werden die Mauerbienen beruhigt und starr oder zumindest langsam. Der Grund dafür liegt in ihrer Biologie. Bienen sind wechselwarme Insekten, auf schlau poikilotherm genannt. Das bedeutet, dass ihre Körpertemperatur von ihrer Umgebungstemperatur abhängt. Das moderate runterkühlen, wie es auch im Frühjahr jeden Abend geschieht, schadet den Mauerbienen daher nicht.
Nach ein paar Stunden kannst du das Paket öffnen und den Inhalt inspizieren, ohne dass die Wildbienen gleich wegfliegen. Falls schon Mauerbienen geschlüpft sind, handelt es sich wahrscheinlich um Männchen, was gar kein Problem ist.
Auch wenn die Mauerbienen und Kokons gleich nach draußen an den Schlupfort zu der Nisthilfe sollen, ist es gut das Paket vorher nochmal zu kühlen. Das verhindert, dass die Mauerbienen gleich aufgeregt vom Transport wegfliegen und dabei vergessen, wo sie gestartet sind.
Ob einzelne zu früh geschlüpfte Männchen oder Kokons zur Hauptblüte, alle werden am besten Abends oder früh Morgens direkt an die Nisthilfe gebracht.
Solltest du Kokons im Herbst gleich nach der Entnahme bekommen, findest du unter Schritt 8 eine Anleitung zu verschiedene Überwinterungsmöglichkeiten. Der Vorteil, wenn die Bienen im Winter bestellt werden, ist, dass sie auf dem Transportweg in der Regel nicht schlüpfen.
Zu welchem Zeitpunkt die Mauerbienenkokons aussetzen?
Die Gehörnte Mauerbiene schlüpft draußen natürlich ab Mitte bis Ende März. Die Rostrote Mauerbiene ungefähr ab Mitte April. Regional kann der Zeitpunkt variieren.
Bei einer Überwinterung im Kühlschrank, solltest du die Mauerbienenkokons passend zur Obstblüte oder einer anderen reichen Pollenquelle im Frühjahr zur Nisthilfe setzen. Achte darauf, dass in naher Umgebung genug Nahrung vorhanden ist. Sonst kann es passieren, dass die Mauerbienen wegfliegen. Ein ungünstiger Schhlupfzeitpunkt zu dem die Wildbienen keinen Nahrung finden ist einer der häufigsten Gründe, warum die Mauerbienen das aufgestellte Insektenhotel nicht annehmen.
Wenn noch keine Bienen geschlüpft sind, kannst du die Kokons aus dem Kühlschrank (0-4°C) für ein oder zwei Tage an einen etwas wärmeren Ort mit rund 10-15 °C verbringen. Das könnte zum Beispiel ein kalter Dachboden, Keller oder Schuppen sein. Dadurch bekommen die Bienen einen Impuls zum schnelleren Schlüpfen. Im privaten Obstgarten ist es aber vermutlich nicht nötig, dass die Bienen genau zu Blühbeginn schlüpfen.
Du kannst die Kokons wenige Tage vor der Tracht an den Schlupfort bringen, wenn es noch andere Blütenpflanzen gibt. Sonst warte den Blühbeginn ab. Nach meiner Erfahrung schlüpfen die Gehörnten Mauerbienen sehr schnell nach wenigen Tagen. Bei der Rostroten Mauerbiene schlüpfen die ersten Männchen innerhalb einer Woche. Bei beiden Arten folgen in aller Regel die Weibchen den Männchen mit einigen Tagen Abstand.
Hilfe, die Mauerbienen sind zu früh geschlüpft!
Je nach Temperatur draußen am Überwinterungsort oder im Kühlschrank und der zeitlichen Entfernung zum natürlichen Schlupftermin kommen die Wildbienen schneller oder langsamer aus ihren Kokons. Ein zu früher Schlupf heißt dabei vor allem, dass es noch nicht genug Blüten und damit Nahrung für die Mauerbienen gibt oder das Wetter noch sehr kalt und regnerisch ist.
Manchmal schlüpfen die ersten Mauerbienen schon im Kühlschrank. Das ist meist nicht weiter problematisch, vorausgesetzt es ist nicht zu einem völlig falschen Zeitpunkt im Winter oder Herbst. Um den Schlupf zeitnah zu entdecken sollten die Kokons im Frühjahr ein Mal in der Woche kontrolliert werden.
Auch in der Natur schlüpfen Bienen, weil es ein paar Tage warm ist, und müssen dann vielleicht nochmal eine kalte Schlechtwetterphase im Frühjahr überstehen. Dies und sogar leichter Frost sollte den Mauerbienen nicht schaden.
In den natürlichen Brutgängen kommt es auch vor, dass weiter hinten liegenden Bienen früher schlüpfen, als die vorne nah am Ausgang liegenden. Dann müssen diese Mauerbienen warten, dass die vorderen aufwachen und den Weg frei machen.
Darum können geschlüpfte Individuen problemlos für ein paar Tage im Kühlschrank bleiben. Logischer Weise sollten diese trotzdem sobald wie möglich nach draußen kommen. Die Männchen schlüpfen immer zuerst und in der Regel gibt es mehr Männchen als Weibchen, also einen Überschuss. Einzelne zu früh geschlüpfte Männchen kannst du darum problemlos schon an die Nisthilfe setzen. Die anderen Kokons bleiben bis zur vorgesehenen Aussetzung weiter im Kühlschrank.
Um einem zu frühen Schlupf der Mauerbienen vorzubeugen, sollte der Kühlschrank kalt auf 0-4°Celsius eingestellt sein. Der kälteste Ort in einem Kühlschrank ist unten an der Rückwand. Die Box mit den Kokons sollte die Rückwand wegen Kondenswasser und Frost nicht berühren. Das Gemüsefach ist für die Überwinterung nicht geeignet, weil es meist wärmer und damit zu warm ist.
5 Tipps für das optimale Ausbringen der Kokons
1. Kokons nicht zu hoch stapeln
Zum Ausbringen eigenen sich am besten verschlossene Kartonboxen. Falls du Kokons gekauft hast, kannst du gleich den Versandkarton verwenden. Bei eigenen Kokons habe ich gute Erfahrungen mit Lebensmittelkartons gemacht. Zum Beispiel mit kleinen Müslipackungen. Diese bekommen so eine sinnvolle zweite Verwendung. Außerdem ist es wichtig, die Kokons im inneren des Kartons nicht höher als in zwei oder 3 Lagen zu stapeln, damit die Mauerbienen noch gut schlüpfen können.
2. Schlupf im Dunkeln steigert die Ortstreue
Die Kartons sollen verschlossen sein, damit die Mauerbienen im Dunkeln schlüpfen. Das steigert die Ortstreue. Außerdem sollten die Kokons trocken und vor Fressfeinden geschützt stehen. Als Ausgang steche ich mit einem Kugelschreiber oder Bleistift Löcher in die Seiten. Diese sollten etwa 8mm groß sein.
Wichtig ist, dass die Löcher etwas über der Kokon-Füllhöhe gemacht werden. Einzelne eifrige Mauerbienenmännchen fangen sonst damit an, auf der Suche nach Weibchen, leere und noch volle Kokons aus der Box heraus zu räumen. In der Natur macht das Sinn, falls ein Nistgang verstopft ist, hier ist es ungünstig.
3. Vorsicht Kotspritzer
Nach dem Schlupf entleeren die Mauerbienen erst mal ihren Darm. Die kleinen hellen Kotflecken trocknen sehr schnell, aber den Schlupfkarton wirst du danach eher nicht wiederverwenden. Um die Nisthilfe sauber zu halten, ist es Sinnvoll etwas Papier unter und um den Schlupfkarton auszubreiten.
4. Nachbarn sind wichtig
Mauerbienen sehen Nachbarinnen als Qualitätsbeweis für die Wohnlage. Es zeigt ihnen, dass es sich um eine gute Nistmöglichkeit handelt. Wenn du eine neue Nisthilfe hast und unsicher bist, ob diese auch besiedelt wird, kannst du schon mal eine sehr kleine Startpopulation aussetzen, bevor der Großteil der Kokons raus kommt. Diese besiedeln als Pioniere die Nisthilfe und überzeugen so die später schlüpfenden Mauerbienen.
5. Ein Platz zum Beobachten
Bei der Aufstellung von Nisthilfen im Garten solltest du auch an dich selber denken und ein Platz wählen, an dem du gemütlich niedergelassen stundenlang die faszinierenden und friedlichen Insekten beobachten kannst. Das ist auch nützlich für die Mauerbienen, wenn du dann mal den einen oder anderen Schädling nebenbei eliminierst.
Wann und wie Kokons entfernen?
Nach zwei bis drei Wochen sollten alle Kokons vom Niststand entfernt werden. Die leeren Kokons werden so entsorgt, dass keine Bienen mehr damit in Kontakt kommen können. Du kannst sie vergraben oder in den Hausmüll entsorgen
Noch verschlossene Kokons (oder der Einfachheit halber alle) können in eine Box mit durchsichtigem Deckel oder leere Gläser gefüllt werden. Diese nehme ich dann auch mal mit ins Haus, damit ich sie öfter sehe. Es kann sein, dass später noch Mauerbienen schlüpfen. Dann kühlst du das Glas im Kühlschrank runter und entlässt diese einfach so nach draußen oder an den Niststand.
Wahrscheinlicher ist, dass deutlich später aus den restlichen Kokons Schädlinge schlüpfen. Besonders kleine Erzwespen und Trauerschweber. Diese dürfen nicht bei den Nisthilfen frei gelassen werden, da sie sich sonst massenhaft auf Kosten der Mauerbienen vermehren. Mehr dazu unter Schritt 6.
Sogenannte Schlupfplatten, die in manche Nistblöcke unter den Spanngurt oben mit eingebaut werden, sind daher nutzlos. Sie verhindern eine effektive Entfernung der restlichen Kokons nach 2 Wochen und ermöglichen so eine Verbreitung der Schädlinge. Vielleicht sind die Schlupfplatten gut für eine Überwinterung von Kokons draußen. Ich persönlich würde in dem Klima hier die MDF-Nistblöcke nicht über den feuchten Winter draußen lassen.
Schlupf und Paarung der Mauerbienen
Wenn die Mauerbienen draußen überwintert werden, fangen sie im Frühjahr je nach Witterung an zu schlüpfen. Dazu beißen sie in ihren Kokon ein rundes Loch, was du vielleicht auch ganz leise als Knirschen hören kannst.
Die Männchen schlüpfen biologisch vor den Weibchen, weil ihre Zellen in einer Nisthilfe immer näher zum Eingang liegen und sie dementsprechend erst mal den Weg frei machen müssen.
Ungeduldig patrouillieren die Männchen dann schon die Schlupfboxen ab und inspizieren alle Löcher in der Umgebung, ob dort etwas schlüpft. Dementsprechend kommt es direkt nach dem Schlupf des Weibchens zur Paarung mit dem Männchen was am schnellsten oder stärksten ist. Das Männchen klammert sich dabei auf dem Rücken des größeren Weibchens fest.
Anschließend beginnt das Weibchen mit der Suche nach einem geeigneten Nistloch.
Fazit zum Ansiedeln von Mauerbienen
Es gibt einiges bei der Aussetzung von Mauerbienenkokons zu beachten. Natürlicher Weise sind die Mauerbienen aber widerstandsfähig und halten einen zu frühen Schlupf oder schwankende Temperaturen draußen gut aus. Darum sei ganz beruhigt.
Das wichtigste ist, dass es genug Blüten und damit Nahrung in unmittelbarer Umgebung gibt. Mit der passenden Nisthilfe und gutem Wetter genieße ich jedes Jahr aufs Neue den Anblick, wie die kleinen süßen Bienchen sich in die Freiheit beißen und ins Leben starten. Sicher werden sie auch dein Herz erobern.
Wenn noch Fragen offen sind, schreibe sie gerne ins Forum oder gib mir direkt Feedback.
6. Nestbau und Schädlinge
Die schönste Zeit in der Mauerbienenhaltung ist die Flugzeit. Folgende Fragen beantworte ich dazu: Wie läuft der Nestbau ab und wie kannst du die Mauerbienen bei der Baumaterialbeschaffung unterstützen? Außerdem gibt es eine Einführung in die Mauerbienenschädlinge und was du gegen sie tun kannst.
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